HISTORY

Barock, Beat und Klassik-Klänge

Thomas Olivier wuchs in einer musikaffinen Familie auf. Sein Vater war Opern- und Konzertsänger, der Großvater Chorleiter bei Bremen, der Ur-Ur-Großvater Stabs-Hornist in der Königlich Preußischen Armee. Auch Orgelbau-Meister am Kölner Dom zählen zu seinen Vorfahren.        Jetzt, nach 50 Jahren Funkstille, lässt PARZIVAL-Sänger und –Trommler Thomas Olivier die Klassik-Rock-Legende wieder aufleben.

1963

Thomas Olivier und Lothar Siems starten in Lilienthal bei Bremen ihre lange Reise auf dem Weg zu PARZIVAL: Thomas, 14 Jahre alt, gründet die Skiffle-Gruppe „The Flying Batman“. Der Teenager zupft den „Tea Bass“.  Eine Teekiste aus dem Hafen als Resonanzkörper, ein Besenstiel und eine Wäscheleine – fertig war der Teekisten-Bass.                                                                                                                                                                                   Der Schüler Lothar Siems bekommt mit 15 seine erste E-Gitarre. Er und Thomas besuchen dieselbe Volksschule in Lilienthal. Sie behaupten bis heute, sie hätten sich dort nie gesehen ...

1965

Die Beatwelle hat das Teufelsmoor bei Bremen erreicht. Der 16-jährige Gymnasiast Thomas Olivier (Schlagzeug) gründet mit zwei Bremer Schulfreunden (Hans-Joachim Maschke - Gitarre, Norbert Carle - Bass), sowie Wolfgang Döhling (Gesang) im Dorf Lilienthal bei Bremen die Beat-Gruppe CHAMBERLAINS. Am 28. August stößt der Lilienthaler Schüler Lothar Siems (Gitarre, Gesang) zur Band. Eine Begegnung mit   Folgen ...

Das Zimmer, in dem wir probten und qualmten, lag direkt neben der Küche, wo meine Großmutter kochte, über die nun plötzlich ein Gewitter aus Gitarrenlärm und Trommeln hereinbrach!

Verstärker konnten wir uns nicht leisten. Ausgediente Radios, die uns einer Fachhändler im Dorf überlassen hatte, mussten als Gitarren- und Gesangsverstärker herhalten. Die Radios mit Tastensatz nannte man wegen ihres Aussehens “Gebissradios”.

Zum Repertoire gehören Songs der Shadows und der Beatles, der Rolling Stones, der Kinks und von Chuck Berry.  

Eine technische Probe vor Auftritten gab es nicht. Der Begriff Soundcheck war noch nicht ins Deutsche übersetzt worden, sodass man zunächst Lärm produzierte.

Der erste  Auftritt in der Lilienthaler Gaststätte "Deutsches Haus" beginnt mit einem Eklat. Kaum dröhnen die ersten Beats aus dem Saal, suchen die Gäste an der Theke, vornehmlich Rentner, das Weite. Groß ist die Entrüstung der Silberpappeln: "Langhaarige Affen! Da kannst Du nicht mehr hingehen! Da spielen jetzt die Beatles!“  

1966

Die CHAMBERLAINS werden von Tanzschulen, Hockey- und Tennis-Clubs engagiert. An Wochenenden spielt die Band  in Jugendheimen und Beatclubs, in Dorfsälen bei "Beat und Tanz" - und sie tritt als Vorgruppe der Liverpooler Mädchen-Band „The Liverbirds“ auf.

Wir trugen Anzug und Krawatte, die Mädchen Röcke. Viele Jungens kamen zum Konzert mit dem Moped.

Für ein Konzert in einem Bremer Tennis-Club füllt die Wahnsinnsgage von 300 Mark die leere Band-Kasse! Durchschnittlicher Monatsverdienst in Deutschland damals: 429 Mark!

Notiz eines Lokal-Reporters: "Die jungen Leute waren flott, doch konnten sie unter der älteren Generation nicht viele Freunde gewinnen. Wahrscheinlich war die Lautstärke zu hoch geschraubt. ...!"

18. Oktober 1966: Letzter Auftritt der  CHAMBERLAINS im Bremer Beat-Keller "Lila Eule".

1967

Nach dem Schwanengesang der CHAMBERLAINS ziehen Thomas Olivier (voc) und Lothar Siems (git, voc) als Folk-Duo durch die Lande, schon mit eigenen Kompositionen. Auf einem Talentwettbewerb in Bremen gewinnen sie den ersten Preis: Eine Live-Aufnahme ihres Siegertitels „Slave Of Money“ als Single - aus Plastik!

Auftritt mit Les Humphries´ Band „Wonderland“ („Moscow“).  

Wir hatten sogar schon einen Manager: Harald Pühl. Er war gerade durchs Abi geplumpst, aber schon über 18 und besaß als einziger von uns einen Führerschein. Harald kutschierte uns an jedem Wochenende mit seinem VW-Käfer zu den Tanzschuppen. Manchmal hatten wir an einem Abend drei kurze Auftritte. Es gab im Schnitt 40 Mark Gage. Soviel Geld hatten wir noch nie in  der Tasche.

Nachdem sich ihnen der Schulfreund Walter Quintus (Violine, Bass) und ein Cellist angeschlossen hatten, starten die Teenager  im Dezember 1967 das QUINTUS QUINTET in Bremens bekanntestem Live-Club "Lila Eule".                                               

Walter war eine Autorität, Sieger beim Nachwuchswettbewerb "Jugend musiziert" und Konzertmeister des Bremer Jugendorchesters.  

Die  drei späteren Parzival–Gründer kreieren einen neuen Musik-Stil: Klassische Instrumente wie Geige, Cello und Querflöte begegnen Rock-Instrumenten wie Gitarre, Bass und Schlagzeug. Einmalig in Europa! Thomas Olivier wechselt vorübergehend ans Gesangs-Mikrofon und an die Gitarre.  

Lothar Siems schreibt den Song "Emma Peel". Die Eigenkomposition nach der Krimi-Serie „Mit Schirm , Charme und Melone“ erreicht regionale Bekanntheit.

1968-1969

Weitere Auftritte des QUINTUS QUINTET im legendären Bremer Jazz-Club "Lila Eule". Der Keller-Klub war zur Zeit der 68er Treffpunkt vieler "Aktionsgruppen". U. a. referierte hier Rudi Dutschke über die "außerparlamentarische Opposition in unserer Gegenwart". Und hier tobte sich auch die kreative Musikszene aus - u. a. Chick Corea, Frumpy, Amon Düül II, sogar Frank Zappa. 

Am 24. Januar 1968 entstehen im Musikraum eines Bremer Gymnasiums die ersten Demo-Aufnahmen vom QUINTUS QUINTET im neuen Klassik-Sound mit Violine, Viola und Cello. Darunter auch "Concentration Camp". Ein  Titel, inspiriert durch das "Tagebuch der Anne Frank". Der Protest-Song landet später unter dem neuen Titel „8 Years Later“ auf der Debüt-LP "Legend". 

Die Demo-Aufnahmen verlangten vom "Toningenieur" Walter Quintus viel Geschick. Die technischen Mittel in der analogen Welt waren noch sehr bescheiden. Wir besaßen nur zwei bescheidene Tonbandgeräte und ein Mikrofon. Alles musste live eingespielt werden. 

Der Bremer Klarinettist Thorsten Rippe verstärkt das QUINTUS QUINTET.

04. August 1968: Start der Frankreich-Tournee. 

01. Dezember 1968: Auftritt bei einem Beat-Festival in der Bremer Stadthalle.

17. März 1969: Erste Live-Aufnahmen bei Radio Bremen. 

22. April 1969: Erstes Rundfunk-Interview bei Radio Bremen.

1970

Lothar Siems, Walter Quintus und Thomas Olivier gründen die Band BEAZZIC CONSERVATORY („Beazzic“: eine Wortschöpfung aus den Musikstilen „Beat“, „Jazz“ und „Classic“). Produktion weiterer Demo-Aufnahmen im Klassik-Rock-Stil.  

Thomas und Walter sehen nachts Jean-Luc Godards Musik-Film „none plus one“. Eine Dokumentation der Rolling Stones bei der Aufnahme ihres legendären Songs „Sympathy for the devil" in London. Im Laufe der Nacht reift der Entschluss, mit einem Demo-Band nach London zu fahren. Wir waren wie besessen vom Traum, auch in diesen Studios aufnehmen zu können!

Der Bremer Architekten-Sohn Matthias Müller-Menckens erweitert als Flötist den Sound. 

Erste Reise von BEAZZIC CONSERVATORY nach London: Die Demo-Aufnahmen lassen Manager, Musikverleger und Plattenfirmen in London aufhorchen. 

Die englische Plattenfirma DECCA lädt in ihre Londoner Studios ein. Der amerikanische Produzent Glenn H. Friedman und der Ton-Ingenieur/Percussionist Dave Grinsted (Caravan, East Of Eden) leiten die Aufnahmen vom 3. bis 5. März 1970.

Die Cellistin Nina aus Los Angeles, Freundin des Band-Klarinettisten Thorsten Rippe, landet bei der Einreise in Dover im Knast. Sie besitzt kein Rückflug-Ticket. Erst nachdem DECCA eine Kaution hinterlegt hat, kommt Nina frei und trifft rechtzeitig im Studio ein. 

DECCA-Produktionschef Dick Rowe erteilt den „krauts“ eine Absage. Er schrieb 1962 als „Mann, der die Beatles ablehnte“, Pop-Geschichte. ...

Die britische Musikergewerkschaft untersagt der Band weitere Engagements auf englischem  Boden. 

Walter Quintus und Thomas Olivier treffen Ringo Starr in London. Sie überreichen dem Beatles-Trommler Demo-Aufnahmen ihrer Band. 

Besuch bei George Harrison in seiner Villa Wall Bungalow in Esher bei London. Das Treffen mit George im Londoner Trident-Studio inspiriert zum Instrumental-Titel „Wall Bungalow“ vom späteren Debut-Album „Legend". 

Erster TV-Auftritt bei Radio Bremen. 

1971

Zweite Reise an die Themse: Walter Quintus und Thomas Olivier präsentieren neue Demo-Aufnahmen von BEAZZIC CONSERVATORY.  

Die Plattenfirma RCA in London zeigt Interesse: Sie presst von den Probe-Aufnahmen der Band spontan eine Demo-LP und macht ein Vertragsangebot. Die britische Musikergewerkschaft funkt wieder dazwischen: Keine Arbeitserlaubnis auf britischem Boden!  

Englische Plattenfirmen, Manager, Verleger und Promoter von u. a. Cat Stevens, The Who, den Kinks, Tom Jones und den Four Tops greifen in die Trickkiste. Darunter auch Muff Winwood (ehemals Bassist der Spencer Davies Group), Schallplatten-Chef von Island Records. Sie versprechen: „Wir veröffentlichten Eure LP bei uns, wenn sie in Deutschland produziert wird.“ 

Dekoriert mit Empfehlungsschreiben der Londoner Musik-Szene kehrt BEAZZIC CONSERVATORY zurück. Die heimische Presse berichtet erstmals über die Erfolge in London.

Erster TV-Auftritt bei Radio Bremen. 

12.02.1971: Vertragsangebot der Hamburger Schallplattenfirma Metronome. 

16.04.1971: Vertragsangebot der Hamburger Teldec (Telefunken-Decca).

15.06.1971: Der Produzent Conny Plank (Kraftwerk, Ultravox, Brian Eno, Scorpions, Gianna Nannini) nimmt die Band unter Vertrag. Die Gruppe nennt sich in PARZIVAL um.                     

21.08. bis 12.09.1971: Produktion des Debüt-Albums "Legend" im Hamburger Star Musik Studio des Verlegers und Komponisten Ralf Arnie („Tulpen aus Amsterdam“). Eine Woche später produziert die Band "Kraftwerk" hier ihre zweite LP.

09.10.1971: Promotion-Reise mit Produzent Conny Plank nach London. Die RCA lädt die Band in die Royal Albert Hall ein. Treffen mit         Manfred Mann im Marquee Club und mit der Jazz-Legende Monty Sunshine (Petite fleur).

15. 11.1971: Die Debüt-LP „Legend“ erscheint weltweit auf dem historischen Telefunken-Label, in England exklusiv bei der RCA.

1972

PARZIVAL und Udo Lindenberg stellen auf einem gemeinsamen Release-Konzert in Hamburg ihre Debüt-Alben vor. Journalisten aus dem In- und Ausland reisen an.  

Schallplattenvertrag mit RCA/London. 

Die Bremer Künstlerin Christina Kubisch folgt dem etatmäßigen Flötistin Matthias Müller-Menckens.

Deutschlands Musikjournalisten wählen das Debüt-Album „Legend“ unter die „interessantesten Produktionen des Jahres“.

Der avantgardistische Klassik-Folk-Rock begeistert Kritiker im In-und Ausland: 

- Platte des Jahres (Petra) 

- Fremdartige Klangwelt von geheimnisvollem Hauch (Pop)  

- Die musikalischste deutsche Popgruppe (HÖRZU) 

- A strong individualistic debut (San Francisco Chronicle) 

- Irre Psychedelic und konzertante Klassik (Rolling Stone)

- Kreativer Urknall des Progressive Folk (Rocktimes) 

- One of the real pearls from Germany’s folk scene (New Musical Express, London)  

- Klangschlösser von diskreter Eleganz und Schönheit (Berliner Morgenpost).

Interviews bei allen Radio-Stationen der ARD, Radio Luxemburg, BFBS und AFN. 

Auftritte in der deutschen Ufa-Wochenschau. U. a. auf der Internationalen Luftfahrtschau in Hannover.                                                                               Ein im Schloss Ahrensburg bei Hamburg gedrehter Wochenschau-Film gilt heute als der erste deutsche Music-Video-Clip.

Radio Bremen verfilmt den Parzival-Titel „Resignation“ an der zugefrorenen Nordseeküste. 

Produktion und Veröffentlichung der Single „Souls Married To The Wind/One Day“. Der Sender Freies Berlin (SFB) dokumentiert die Produktion im Hamburger Studio und dreht in Bremen ein Band-Porträt für die ARD.

Conny Plank produziert das zweite PARZIVAL-Album „BaRock“. 

Überraschung aus New York: Eine der namhaftesten PR-Agenturen der USA bekundet Interesse am „amerikanischen oder weltweiten Management für die Gruppe Parzival“: Der WARTOKE CONCERN in Manhattan, Promoter von u. a. Woodstock, Frank Zappa, Patti Smith,   Electric Light Orchestra und den Rolling Stones.            

Zu Ehren der Band gibt sich eine Disco bei Bremen den Namen „Parzival“.           

Fast täglich Fan-Post aus der DDR.    

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